Rente auszahlen lassen als Ausländer und Auswanderer – So geht’s

Wer kann sich die gesetzliche Rente als Einmalzahlung auszahlen lassen?

Die gesetzliche Rentenversicherung sieht die Auszahlung von Beiträgen kritisch, da diese die vollständige und unwiderrufliche Auflösung des Versicherungsverhältnisses bedeutet – und damit auch den Verlust aller Rentenansprüche.

Wer sich seine Rente auszahlen lassen will, kann hohe Summen erwarten, was den Prozess zusätzlich erschwert und kompliziert macht. Die gesetzlichen Bestimmungen sollen verhindern, dass Versicherte diese Entscheidung voreilig treffen. Um eine Auszahlung zu erhalten, müssen daher sehr spezifische Voraussetzungen erfüllt sein, was den Vorgang zeitaufwändig und unübersichtlich macht.

---

„Viele wissen gar nicht, dass sie Anspruch auf die Auszahlung ihrer Rentenversicherungsbeiträge haben – dabei geht es oft um Beträge im vier- bis fünfstelligen Bereich!

– Oliver Frankfurth

---

Grundsätzlich ist es nur drei Personengruppen vorbehalten, sich die Rentenversicherung auszahlen zu lassen: 

1. Beamte und beamtenähnliche Personen
2. Personen, die die Regelaltersgrenze erreicht haben, jedoch die allgemeine Wartezeit nicht erfüllen 
3. Ausländer, die in Deutschland gearbeitet haben und wieder auswandern

Aber auch innerhalb dieser drei Gruppen gibt es etliche Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um für die Auszahlung qualifiziert zu sein. 

In diesem Artikel möchten wir uns spezifisch mit den Voraussetzungen von Ausländern, die in Deutschland gearbeitet haben und sich entscheiden, Deutschland wieder zu verlassen, auseinanderzusetzen. 

Kann man sich seine Rente auszahlen lassen bei Auswanderung?

Du kannst dir deine geleisteten Beiträge zur Rente vorzeitig auszahlen lassen, wenn du die folgenden drei Grundvoraussetzungen erfüllst: 

• Du darfst in Deutschland nicht mehr beitragspflichtig sein
• Die letzte Beitragszahlung muss mindestens 24 Monate her sein
• Du hast keine Möglichkeit, freiwillig in die Deutsche Rentenversicherung einzuzahlen

Ob du die Möglichkeit hast, freiwillig in die Rentenversicherung einzuzahlen oder nicht, hängt von deiner Staatsangehörigkeit und deinem aktuellen Wohnort ab. Die Deutsche Rentenversicherung unterteilt die potenziell Berechtigten in vier verschiedene Gruppen ein:

• Deutsche Staatsbürger & Staatsbürgerinnen
• EWR Bürgerinnen & Bürger, sowie Schweiz und Vereinigtes Königreich (UK)
• Vertragsstaaten 
• Nicht-Vertragsstaaten

Diese werden wir dir im nächsten Abschnitt vorstellen und erklären, welche Länder zu der jeweiligen Gruppe gehören.

Rente auszahlen lassen – Wer ist berechtigt?

Ob du Anspruch auf die Auszahlung Rentenbeiträge hast, hängt maßgeblich von deiner Staatsbürgerschaft und deinem aktuellen Wohnsitz ab. Diese Faktoren bestimmen, ob du weiterhin freiwillige Beiträge in die deutsche Rentenversicherung einzahlen kannst. Wenn dies möglich ist, bist du in der Regel nicht berechtigt, dir deine Rentenbeiträge auszahlen zu lassen. Nur wer keine Möglichkeit hat, weiter in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Rückerstattung der Beiträge beantragen.

Rente auszahlen lassen: Deutsche Staatsbürger & Staatsbürgerinnen

Als deutscher Staatsbürger oder Staatsbürgerin hast du leider keinen Anspruch auf die Rückerstattung deiner Rentenbeiträge.

Unabhängig davon, wo du lebst, kannst du jederzeit freiwillig in die deutsche Rentenversicherung einzahlen, bis du das Rentenalter erreichst. Dies gilt auch für Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft. Eine Ausnahme besteht nur, wenn du die Regelaltersgrenze erreicht hast, aber die Mindestversicherungszeit nicht erfüllst, oder wenn du als Beamter oder Beamtin angestellt bist.

Rentenversicherung auszahlen lassen: EWR Bürgerinnen & Bürger, Schweiz & UK

Wenn du in einem Land im Europäischen Wirtschaftsraum wohnst oder eine EWR Staatsbürgerschaft hast, hast du nur eine sehr geringe Chance auf eine erfolgreiche Rentenrückerstattung.

EWR ist die Abkürzung für Europäischer Wirtschaftsraum, der alle 27 EU-Länder sowie Island, Liechtenstein und Norwegen umfasst. Die Schweiz ist weder Teil der EU noch des EWR. Dennoch ist sie durch viele Verträge mit der EU verbunden, was bedeutet, dass Schweizer Bürgerinnen und Bürger in den meisten Bereichen mit EU-Bürgern gleichgestellt sind. Die gleiche Regel gilt seit dem Brexit auch für das Vereinigte Königreich.

Gehörst du zu dieser Gruppe, kannst du deine Rente erst dann beziehen, wenn du das deutsche Rentenalter erreicht hast. Wenn du keinen Anspruch auf eine „normale“ deutsche Rente hast, kannst du eine Erstattung beantragen.

Voraussetzung für eine Erstattung ist, dass du mindestens fünf Jahre in das Rentensystem eingezahlt hast. Ab 2023 liegt das Renteneintrittsalter in Deutschland bei 66 Jahren, wird aber bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre angehoben.

Wenn du Bürger eines EWR-Landes, der Schweiz oder des Vereinigten Königreichs bist, kannst du auch freiwillig in die deutsche Rentenversicherung einzahlen, bis du das Rentenalter erreicht hast. Eine Erstattung der deutschen Rente ist daher erst möglich, wenn du das Rentenalter erreicht hast.

Welche Länder zählen zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR)?

Rentenbeiträge auszahlen lassen: Vertragsstaaten

Als Staatsbürgerin oder Staatsbürger eines Vertragsstaats, hast du gute Chancen, eine erfolgreiche Rentenerstattung zu erhalten.

Die Vertragsstaaten sind Länder, die ein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland geschlossen haben. 

Als Bürger eines Vertragsstaates hast du Anspruch auf die Rentenerstattung, wenn:

• Du weniger als 5 Jahre in Deutschland gearbeitet hast und jetzt in einem Vertragsstaat oder Nicht-Vertragsstaat lebst 

oder

• Du mehr als 5 Jahre in Deutschland gearbeitet hast und jetzt in einem Nicht-Vertragsstaat lebst 

Welche Länder zählen zu den Vertragsstaaten?

Renten auszahlen lassen: Nicht-Vertragsstaaten

Als Staatsbürgerin oder Staatsbürger eines Nicht-Vertragsstaates hast du eine optimale Chance auf die Rentenrückerstattung.

Wenn dein Land weder zu den EWR-Ländern noch zu den Vertragsstaaten gehört, gilt es als Nicht-Vertragsstaat. Zu den Nicht-Vertragsstaaten gehören alle Staaten, die kein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland geschlossen haben. Das bedeutet, als Staatsbürgerin oder Staatsbürger eines Nicht-Vertragsstaates, unabhängig von deinem momentanen Wohnort, ist es dir praktisch nicht möglich, freiwillige Beiträge in die Deutsche Rentenversicherung einzuzahlen. Darum ist hier auch deine Chance auf eine erfolgreiche Rückerstattung so hoch.

Du hast optimale Chancen auf eine Rückerstattung deiner Rente, wenn:

• du jetzt in einem Vertragsstaat lebst. Unabhängig davon, wie viele Jahre du in Deutschland gearbeitet hast.

oder

• du jetzt in einem Nichtvertragsstaat lebst. Es spielt keine Rolle, wie viele Jahre du in Deutschland gearbeitet hast.

Welche Länder zählen zu den Nicht-Vertragsstaaten?

Alle Länder, die weder zu den Vertragsstaaten noch zum Europäischen Wirtschaftsraum gehören, zählen zu den Nicht-Vertragsstaaten. Solche Länder sind zum Beispiel Russland, die Mongolei, Kasachstan, alle afrikanischen Länder, der Irak, Iran, Saudi-Arabien, Peru, Argentinien und Bolivien, Mexiko und Korea. Und es gibt noch mehr.

Wie viel gesetzliche Rente kann ich mir auszahlen lassen?

Die Deutsche Rentenversicherung ist Teil des Sozialversicherungssystems und sichert Menschen im Alter, bei Krankheit oder bei Erwerbslosigkeit ab. Ist man in Deutschland angestellt, erwirbt man gewissermaßen automatisch das Recht auf diese Sozialleistung. Das Geld, das in das Sozialversicherungssystem fließt, dient der Finanzierung von Rentenleistungen.

In Deutschland zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen bestimmten Prozentsatz des Bruttoeinkommens als Versicherungsbeitrag in die Rentenversicherung ein. – So finanziert sich die Rentenversicherung. 

Der Prozentsatz beträgt im Jahr 2024 – 9,3% für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Also fließen insgesamt 18,6% des Bruttoeinkommens des Arbeitnehmers in die Rentenversicherung.

Du kannst dir allerdings nur den Rentenbeitrag auszahlen lassen, den du in die deutsche Rentenversicherung eingezahlt hast – also im Jahr 2024 9,3%. 

Die Höhe der Rentenzahlung hängt davon ab, wie viele Monate du in Deutschland gearbeitet hast und wie hoch dein Bruttoeinkommen war. Denn du hast jeden Monat bis zu einer bestimmten Bemessungsgrenze (7050 €) 9,3 % deines Einkommens an die Deutsche Rentenversicherung gezahlt. 

---

Achte unbedingt auf die Fristen: Wenn du mehr als 59 Monate Beitragszeiten in Deutschland hast, ist eine Erstattung oft nicht mehr möglich.“

– Oliver Frankfurth

---

Rente auszahlen lassen: Rechner

Bevor du darüber nachdenkst, dir deine Rentenbeiträge auszahlen zu lassen, kannst du ausrechnen, wie viel Geld du erwarten kannst. Das kannst du beispielsweise mit unserem Renten-Rückerstattungs-Rechner machen. Dafür musst du nur eingeben, wie hoch dein monatliches Bruttoeinkommen war & wie viele Monate du in Deutschland gearbeitet hast. Der Rechner multipliziert die Werte miteinander und anschließend mit dem Prozentsatz, den du von deinem Bruttogehalt in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast. 

Probier es aus!

So beantragst du die Auszahlung deiner Rentenbeiträge: 4 Schritte

SCHRITT 1: Eignung überprüfen

Der Prozess der Rentenauszahlung ist tatsächlich ziemlich kompliziert und langwierig. Als Erstes solltest du dir 100% sicher sein, dass du für die Auszahlung deiner Rentenbeiträge qualifiziert bist. Sonst machst du dir viel Aufwand für nichts. Nutze dafür gerne unseren Eignungstest. 

Wenn du das gesetzliche Rentenalter in Deutschland noch nicht erreicht hast, musst du eine 24-monatige Wartefrist erfüllen, die in dem Monat nach deinem letzten Beitrag zur Rentenversicherung beginnt. Bitte beachte: Auch wenn du die 24-monatige Wartezeit erfüllt hast, kannst du erst dann einen Antrag stellen, wenn du Deutschland verlassen hast.

Zur Erinnerung: Du hast keinen Anspruch auf eine Auszahlung der Rentenbeiträge, solange du in einem der EWR Staaten wohnst. Die Schweiz und auch das Vereinigte Königreich,  werden, selbst nach dem Brexit genauso behandelt.

SCHRITT 2: Antrag auf Beitragserstattung

Fülle das korrekte Antragsformular und die zusätzlichen Dokumente, wie:

• Lebens und Staatsangehörigkeitsnachweis (seit der Corona-Pandemie),
• Zahlungserklärung und
• Zahlungsermächtigung

aus und lasse die nötigen Abschnitte beispielsweise von einem Notar bestätigen. Lass dir dann deine persönlichen Daten (Reisepass/Personalausweis und Wohnsitznachweis) von einer lokalen Behörde oder einer deutschen Botschaft beglaubigen.

Auch wenn die Botschaft weit von deinem Wohnort entfernt ist, beschleunigt dies das Verfahren und du wirst normalerweise nicht aufgefordert, weitere Nachweise vorzulegen. Wenn du keine Lust hast, dich mit der deutschen Bürokratie herumzuschlagen, kannst du dich gerne an uns wenden, damit wir dir helfen. 

SCHRITT 4: Dokumente sammeln & versenden

Wenn du die Formulare ausgefüllt hast, füge eine beglaubigte Kopie deines Reisepasses und deines Wohnsitznachweises hinzu. Weitere Dokumente, wie die Abmeldebestätigung deiner letzten deutschen Adresse, deine Sozialversicherungskarte oder deine Lohnsteuerbescheinigung sollten ebenfalls hinzugefügt werden.

Zudem ist es sehr sinnvoll, einen Versicherungsnachweis bei deiner Krankenkasse zu beantragen. Anhand dieses Datensatzes kann überprüft werden, ob alle in der Vergangenheit geleisteten Beiträge aufgeführt sind, bevor der eigentliche Erstattungsantrag gestellt wird. Wir empfehlen dir, deine Unterlagen mit Sendungsverfolgung zu schicken, damit sie nicht verloren gehen und du den Bestätigungsabschnitt erneut machen musst.

Hinweis: Du kannst die ausgefüllten und unterschriebenen Anträge entweder per Post an den Rentenversicherungsträger senden oder sie in einer der örtlichen Beratungsstellen in Deutschland abgeben.

SCHRITT 5: Rente auszahlen lassen

Sei geduldig. Sobald die Deutsche Rentenversicherung deinen Fall geprüft hat, was bis zu sechs Monate dauern kann, schickt sie einen Brief mit einem “Bescheid” an die Adresse, die du im Antragsformular angegeben hast. Darin werden die Beitragszeiten und die Höhe der Auszahlung aufgeführt.

Außerdem wird der Betrag automatisch an dich überwiesen. Wenn sich dein Bankkonto außerhalb Deutschlands befindet, wartet die Rentenbehörde nach dem Versand des Bescheids weitere 2 Monate, bevor sie das Geld an dich überweist. Prüfe sorgfältig, ob der Beitragszeitraum korrekt ist! Manchmal deckt er nicht den gesamten Zeitraum ab. In diesem Fall solltest du sofort antworten oder anrufen, um sicherzustellen, dass du die volle Erstattung erhältst.

Hinweis: Achte außerdem darauf, dass du innerhalb der Frist antwortest. Wenn die Frist verstrichen ist, bedeutet das rechtlich gesehen, dass du den Inhalt der Mitteilung akzeptierst. Auch wenn der Bescheid unvollständig ist, kannst du keine weiteren Änderungen vornehmen oder eine vollständige Erstattung verlangen!